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Durch eine Dokumentation auf dem Fernsehsender Phönix, den wir uns auf CD gestern angeschaut haben, sind Roland und ich auf etwas "Neues" in unserem Thema gestoßen, was zumindest mal eine Überlegung wert ist, wie wir denken. Wer die CD mit der Doku haben möchte (es geht hier um die unterirdischen Säle und Gänge der Sphinx) kann sie bei mir/uns gerne anfordern.





Lexikoneintrag "Hermes, Hermetik"(c) Francisco Stiglich / MagaKirúÜbersetzung: Manfred Burger Homepage: http://www.magakiru.com

Hermes Trismegistos und die Hermetik Dreifach gross Hermes Trismegistos ist der Name eines griechischen Gottes, der bedeutet: Hermes, der dreifach Grosse oder: Hermes, der mit der Gabe zur dreifachen Weisheit. Hermes ist der Gründervater der hermetischen Wissenschaften und ihrer Literatur. Für die Griechen ist er der Begründer und Erschaffer der Schrift, der Schutzpatron der Händler und der Diebe, der Wege und der sich auf diesen Fortbewegenden. In der christlichen Tradition des Mittelalters wurde er zum Schutzpatron aller Hermetiker, das heisst der Alchemisten, Magiere, Astrologen und Kaballisten.

Hermes ist in verschiedenen Traditionen (teils mit unterschiedlichen Namen) anerkannt als derjenige, der enthüllt und das Wissen von 'oben' zu uns auf die Erde bringt. In Ägypten hiess er Thoth, bei den Römern Merkur. Hermetische Literatur "Der Corpus Hermetikum"

Die unzähligen Bücher und Schriften, die Hermes zugeschrieben werden, sind im sog. "Corpus Hermetikum" zusammengefasst, von denen wir an dieser Stelle "Poimander, Asklepius und die Tugend der Welt" hervorheben möchten. Wie man heute weiss ist der "Corpus Hermetikum" ein Werk der Schule von Alexandria. Der bedeutendste hermetische Text ist nicht Bestandteil des Corpus:


Die "Tabula Smaragdina"


Über sie hat Eliphas Lévi (1816-1877) gesagt, sie sei die Essenz des gesamten magischen Wissens auf ein einziges Blatt komprimiert. Im Abendland wurde die Tabula bekannt durch Albertus Magnus (1206-1280; Naturforscher, Philosoph und Theologe ; Lehrer von Thomas von Aquin), dem auch von einigen zunächst die Autorenschaft zugeschrieben wurde. Auch Apolonius von Tyana, der wohl grösste Magier des Altertums und vielleicht aller Zeiten (seine Geschichte wurde 200 v. Chr. erstmals veröffentlicht) galt einigen als der Urheber der Tabula. Der Uberlieferung nach soll er es gewesen sein, der die Tabula Smaragdina in einer Höhle unter der Erde fand. Die Tabula Smaragdina "Wie oben so unten" Hier eine der zahlreichen Übersetzungen [ rückübersetzt aus dem Spanischen ]:Hier ist die wirkliche Erklärung (der Dinge), an der nicht gezweifelt werden kann. Es ist wie folgt:


"Was oben ist, kommt von dem, was unten ist, und was unten ist stammt von dem ab, was oben ist - ein wundervolles Werk des Einen".


Aus diesem Gesetz sind alle Dinge entstanden. Wie wunderbar ist dieses Werk! Er (der Eine) beherrscht die Welt und bewahrt sie. Ihr Vater ist die Sonne, der Mond ihre Mutter. Der Wind trägt sie in seiner Brust, und der fruchtbare Boden nährt sie. Er (der Eine) ist der Vater der Talismane und der Hüter der Wunder……deren Kräfte perfekt und deren Lichtenergien bestätigt sind. Die Erde entstand aus Feuer. Er trennte die Erde vom Feuer derart, dass sich Dir das Subtile mehr als das Schwere anheftet, mit Zartheit und Weisheit. Er steigt von der Erde zum Himmel auf, um die Lichtenergien des "Oben" zu beherrschen, und steigt wieder auf die Erde herab, in sich die Kraft des Lichts und der Dunkelheit vereinend, denn Er trägt in sich das Licht der Lichter, das die Geister des Dunkels vertreibt. Er ist die Kraft der Kräfte, die über alles Subtile herrscht und die Materie durchdringt. "Wie im Grossen (Kosmos), so im Kleinen". Dem gemäss handeln die Weisen. So handelte auch Hermes, gesegnet mit der Gabe der dreifachen Weisheit. Und das ist seine letzte Schrift, die er in diesem Raum verbarg.


Hermes und andere Götter Ein Halbgott.


Für viele Magiere ist Hermes ein Halbgott, ein Wesen, das an der menschlichen wie der göttlichen Welt teilhat. Einige haben zu ihren Lebzeiten spirituelle Qualitäten gezeigt, die sie als Wesen, die nicht von dieser Welt sind, erscheinen liessen, wie zum Beispiel Apolonius von Tyana, dem alle möglichen Wunder nachgesagt werden. Anderen wird nachgesagt, sie seien aus der Verbindung von Frauen mit Geistwesen hervorgegangen, z.B. im Falle des Dichters und Zauberers Merlin oder des Riesen Goliath. Hermes wird nachgesagt, er sei die Manifestation des Geistes oder des Prinzips von Merkur, der sich auf verschiedene Weise an allen Orten (und zu den Zeiten) manifestiert hat, wo er als Götterbote anerkannt und verehrt wurde.


Die Hermetik in der Geschichte


Die "goldene Kette" Die hermetische Tradition erscheint wie eine goldene Kette, die alle Hermetiker verschiedener Zeiten und verschiedener Orten miteinander verbindet. Als Meister der Hermetik werden gemeinhin u.a. anerkannt:

    - der deutsche dominikanische Philosoph und Naturforscher Albert von Bollstädt, besser bekannt als Albertus Magnus (1206-1280; nach ihm ist eine Unzahl wissenschaftlicher Einrichtungen und Schulen etc. benannt).

    - der katalanische Theologe und Philosoph Raimundus Lullus (1232-1316; Namensgeber z.B. der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.).

    - der französische Notar und Alchemist Nicolas Flamel (1330-1418).

    - der italienische Humanist, Philosoph und Theologe Giovanni Pico della Mirándola (1463-1494).

    - der in Köln geborene Arzt, Jurist, Philosoph und Theologe Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535).

    - der britische Arzt, Philosoph und Theosoph Robert Fludd (geb. 1574 in Milgate, Kent, gest. 1637 in London).

Wer allerdings an die Hermetik nur wie ein Geschichtsforscher herangeht und den Spuren dieser reichen Denktradition in den unterschiedlichen Orten und Kulturen nachspüren will, wird bestenfalls die Fußspuren und die Kulisse der Hermetik finden, aber nicht diese selbst. Das hermetische Wissen kann nicht wie Alltagswissen oder rationales Wissen erfasst werden. Um zu den Gipfeln des hermetischen Wissens zu gelangen, muss man in seiner Entwicklung auf der Höhe dieses Wissens sein. Zu allen Zeiten hat die Kraft, die über uns ist und die wir nicht sehen, dafür gesorgt, dass einige Menschen, Initiierte und Adepten, Zugang zu diesem Wissen erhalten und es bewahren. Wichtige Orden und Logen haben Adepten herangezogen, ausgebildet und initiiert, aber in der Tradition der Hermetik stehen auch Menschen, die nichts mit diesen Geheimbünden zu tun haben.

Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der flämische Arzt und Chemiker Johan Baptista van Helmont (1577-1644), ein herausragender Vertreter der von Paracelsus (1493-1541) begründeten Iatrochemie, die erstmals chemische Prozesse nicht als mysteriös, sondern als chemisch auffasste und aus der sich die heutige Biochemie entwickelte. Er war der Meister vieler Generationen von Wissbegierigen. Die "Iatrochemiker" waren Ärzte, die mit alchemistischen Mitteln heilten. Das hermetische Wissen "Erkenne Dich selbst". Die Hermetik ist ein einziges Wissen, bestehend aus verschiedenen Wissenszweigen, die jedoch so zusammengehören wie die Äste eines einzigen Baumes, wobei die Hermetik in dieser Metapher der ganze Baum wäre. Wenn die Hermetik der ganze Baum ist, dann sind die Äste die Alchemie, die Astrologie (und Numerologie), die Magie und die Kabbala.
Jede einzelne Disziplin kommt voll und ganz nur im gesamten Raum dieses offenbarten und offenbarenden Wissens zur Geltung, den man Hermetik nennt. Die Hermetik ist nicht nur eine Schule im gebräuchlichen Sinn dieses Wortes, und erst recht ist er keine Doktrin. Die Hermetik ist empirische Forschung und Erfahrung mit Arkanen (span. "arcanos"), also Geheimlehren, wobei das Wort "Arkana" im Kontext steht von Lehre, Geheimnis und Truhe (span. "arca"), Letzteres im Sinne eines Raumes, in dem etwas Wertvolles oder Heiliges aufbewahrt und geschützt wird.

Eine Arkana ist eine Kraft, um sie zu kennen muss man sie leben und mit ihrem Licht in Kontakt treten. Eine Arkana ist eine transformierende und transmutierende Kraft - und die Hermetik ist eine ganze Schule von Arkanas, in der jedoch Schul- oder Bildungswissen nicht ausreicht. Man muss auf die dreifeche Weise des Hermes Trismegistos wissen: kennen, verifizieren und verinnerlichen bzw. inkorporieren, was man kennengelernt und verifiziert hat.
Deswegen kann man die Hermetik nicht einfach unterrichten, sondern man muss in das hermetische Wissen auch initiiert werden, d.h. ein Meister, der über die entsprechende Erfahrung und das innere und äussere Wissen verfügt, führt seine Schüler ein, initiiert sie. Die Wissensvermittlung kann hier nicht anders stattfinden als dadurch, dass man von jemand lernt, der weiss, denn es handelt sich hier nicht um rein intellektuelles, rationales Wissen, sondern um Lebenswissen, nicht um äusseres, sondern um inneres Wissen, das nichts mit individuellen Fantasien zu tun hat, sondern 'objektiv' existiert, obwohl es innerlich ist und in letzter Instanz nur offenbart werden kann. Der Meister ist wie ein erfahrener und kenntnisreicher Gärtner, er entfacht oder verstärkt das innere Licht seines Schülers. Er gibt das Licht weiter, das in ihm seine Meister angefacht haben und das er selbst durch seine Erfahrung vergrössert hat. Das hermetische Wissen wird definiert als die Synthese zwischen Äusserem und Innerem, Objektivem und Subjektivem und -insbesondere- zwischen Intuition (oder Glauben) und Vernunft.

Ein wirklicher Hermetiker ist ein Mensch, der sich erlaubt zu denken, obwohl er glaubt, und sich erlaubt zu glauben, obwohl er denkt. Die Dichotomie zwischen Vernunft und Glauben ist ein Gefängnis für die Seele. Die Hermetik neutralisiert und überwindet diesen Kreuzweg, indem sie diese beiden Aspekte, die sich entgegengesetzt zu sein scheinen, miteinander verbindet und harmonisiert - um zu entdecken, dass sie sich komplementär ergänzen und Teil einer einzigen Realität sind. Aus der Vereinigung von Vernunft und Glauben erwächst die Gnosis, die wirkliche Erkenntnis, auch die "erleuchtete Vernunft" genannt.

Der Weg, der zu dieser wirklichen Erkenntnis führt, ist getragen von Meditation oder innerer Einkehr, der Aneignung von Kenntnissen (Studium) und von Praxis, d.h. aktivem Handeln und Sammeln von eigenen Erfahrungen. Das Mass aller Dinge für die Hermetik ist der Mensch. Deswegen heisst es: "Wer sich selbst erkennt, erkennt Gott und die Natur. Eine wirkliche Erkenntnis der Natur ist nicht möglich ohne eine Erkenntnis des Göttlichen. Das Göttliche, die Natur und der Mensch sind in einer interaktiven Einheit miteinander verbunden, die man nicht trennen kann ohne auseinander zu reissen, ohne Schaden zuzufügen".

Wenn man die Realität rein mechanistisch und physikalisch betrachtet, kann man sie unmöglich ganz erfassen. Die Realität hat eine inhärente mystische Komponente, die zu einem vollständigen Weltverständnis einfach dazugehört. Darauf besteht die Hermetik - und genau aus diesem Grund sagte Rudolph Steiner, der Begründer der Anthroposophie, es sei nötig, dass der Labortisch gleichzeitig auch ein Altar sei.

(c) Francisco Stiglich / MagaKirú
Übersetzung: Manfred BurgerBuenos Aires und Montevideo, im Februar 2002


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